Salome

Salome
Musikdrama in zwei Aufzügen

Musik von Richard Strauss nach der gleichnamigen Dichtung von Oscar Wilde

Dieser Schrei ist in Wirklichkeit noch ein Schrei der Liebe: „Ich will mich verstehen, ich möchte verstanden, erkannt, umarmt werden, ich möchte, dass jemand mich mit sich nimmt.“ Eben das bedeutet der Schrei. (Roland Barthes)

Musikalische Leitung: Alexander Joel
Inszenierung & Bühne: Michael Simon
Kostüme & Video: Zana Bosnjak
Dramaturgie: Christian Steinbock
Salome (Sängerin): Yamina Maamar
Salome (Tänzerin): Eva Burghardt
 
Staatstheater Braunschweig / 2013
Salome
„Eine geradezu zügellose Bilderflut scheint von der Bühne aus den ganzen Saal zu überschwemmen. Mit breitem Pinselstrich sind Worte und grobe Zeichnungen auf Wand und Boden gemalt. Symbole, wohin man nur blickt. Das dominante Bühnenbild ist jedoch kein Selbstzweck, es hilft dem Regisseur bei einem dramaturgischen Kraftakt. Fast mit Gewalt hat Michael Simon den Blickwinkel des Stückes umgekehrt. Statt mit allen Figuren immer nur auf die schöne, junge Salome zuschauen, ahnt man in Braunschweig die Sicht der Prinzessin auf eine lüsterne Welt, die ihr wie ein Albtraum erscheinen muss. Ort der Handlung: „Der Kopf der Salome“. Realität und Natürlichkeit findet man hier nirgends. Einzig der Prophet Jochanaan erscheint ganz alltäglich im weißen Hemd: Der einzige Mann, der Salome keines Blickes würdigt, ist selbst Projektionsfläche für die Prinzessin. Besonders eindringlich wird Simons Perspektivwechsel beim berühmten „Schleiertanz“, mit dem Salome ihren zudringlichen Stiefvater dazu bringt, ihr ihre Wünsche zu erfüllen. Muskel für Muskel beginnt ihr Körper zu zucken, bis sie sich wie unter Schmerzen und blutend am Boden windet. In Braunschweig sieht man nicht Salomes Tanz, sondern die Verletzungen, die diese Erniedrigung in ihr auslösen. Statt auf orientalische Erotik setzt der Regisseur auf Psychoanalyse. Packender kann man das kaum in Szene setzen. Möglich wird dieses intensive Bewegungstheater, weil Simon der Sängerin (Yamina Maamar) eine Tänzerin (Eva Burghardt) zur Seite gestellt hat. So konnte er schon vorher die Zerrissenheit dieser Figur zeigen und ihre Neigung zur Selbstbespiegelung. Die ganze Produktion: konsequent und radikal, ohne zu provozieren- ein großer Opernabend.“ 
Hannoversche Allgemeine Zeitung 4.6.2013
Salome
Fotos: Karl-Bernd Karwasz